


Werbung ohne Auftrag. In letzter Zeit konnte auf meinem Instaprofil ein neuer Hashtag entdeckt werden, der sich nach und nach mit immer mehr Bildern füllt: #andrearadelt. Vor ungefähr einem Monat fragte ich einfach mal meine Eltern, ob ich deren E-Bikes mal probefahren dürfe. Daraus haben sich schon mehrere Touren in der Region ergeben – und jetzt in meiner Urlaubswoche eine zweitägige Tour vom Donauursprung bei Donaueschingen auf dem Donauradweg nach Ulm.
Nach einem heftigen Sommergewitter in der Nacht von Sonntag auf Montag hatten wir ideales Radlwetter mit ungefähr 23° – 25° C. Dank des 9-EUR-Tickets reisten wir – also meine Eltern und ich – mit dem Zug von Ulm kommend nach Donaueschingen. In Ulm gibt es beim Donaustadion die Möglichkeit, schattig zu parken. Da wir den RE55 mit Abfahrt 6.02 Uhr nehmen wollten, war für mich die Nacht bereits um 4.30 Uhr zu Ende. Um ungefähr 5.30 Uhr waren wir an besagtem Parkplatz, luden Räder und Gepäck aus und radelten zum Hauptbahnhof.
Die Fahrt nach Donaueschingen dauerte ungefähr 2,5 Stunden. Wir hatten richtig viel Glück, dass wir vom Startbahnhof abreisten – so gab es keine Probleme mit den Rädern. Im Verlauf der Fahrt stiegen viele Reisegäste mit Rädern zu und irgendwann kam dann die Durchsage, dass keine weiteren Räder mehr mitgenommen werden könnten. Das frühe Aufstehen hat sich wirklich gelohnt – zum Einen wegen des Passagieraufkommens während der Pfingstferien im Süden der Republik als auch, um möglichst früh auf der Tour zu sein.

Auf dem Weg vom Bahnhof zum Startpunkt des Donauradwegs kreuzt eine Brücke einen der beiden Quellflüsse der Donau – die Brigach. Hier findet sich eine Stele mit einem Haiku von Mokichi Saito, einem der bedeutendsten japanischen Dichter des 20. Jahrhunderts. Mit seiner Heimatstadt Kaminiyama verbindet Donaueschingen seit 1995 eine Städtepartnerschaft.

Ausgehend vom Startpunkt vor der Fürstlich Fürstenbergischen Brauerei begleitet uns dieses Logo und weist uns den Weg an der Donau entlang. Wir besuchen natürlich die Quelle im Schlosspark, auch wenn erst knapp 2 km später offiziell die Donau entsteht. Mittlerweile ist es kurz vor 10.00 Uhr. Wir cremen uns dick mit Sonnenschutz ein und machen uns auf die Reise Richtung Schwarzes Meer. Tatsächlich sehr interessant: neben der Mosel ist die Donau der einzige Fluss Deutschlands, der von der Mündung flussaufwärts gemessen wird – so ist die Quelle sozusagen das Ende der Donau.



Erstes Highlight ist die Donauversickerung bei Fridingen. Erstaunlich – vor 150 Jahren versickerte die Donau erstmals, während heute im Sommerhalbjahr das Flussbett für mehrere Kilometer ausgetrocknet ist. Der Grund hierfür liegt im Untergrund – die schwäbische Alb besteht aus kalkigen Gesteinsschichten.Durch chemische Lösungsprozesse an der Oberfläche wie auch im Untergrund kommt es innerhalb des Kalkgesteins zur Ausbildung von Spalten und Hohlräumen, in denen das Donauwasser verschwindet. Der poröse Untergrund sorgt auch dafür, dass sich im Gestein Dolinen bilden – ausgeschwemmte Hohlräume, die immer wieder einstürzen. Ungefähr 60 Stunden nach dem Verschwinden von der Oberfläche kommt das Donauwasser um 183 Höhenmeter tiefer und etwa 12 km Luftlinie entfernt im Aachtopf, der größten Quelle Deutschlands, wieder zum Vorschein. Über den kleinen Fluss Aach gelangt das Wasser in den Bodensee und somit über den Rhein in die Nordsee.

All diese Infos lassen sich auf Schildern neben dem Radweg lesen. Des Weiteren findet sich hier auch ein netter schattiger Rastplatz für eine kleine Pause. Wir hatten uns bei einer Bäckerei in einem der kleinen Örtchen eine Brotzeit geholt und konnten uns hier stärken.



Entlang der „jungen Donau“ ist das Donautal richtig schön abwechslungsreich. Das Tal verengt sich immer mehr, steile Felsen ragen links und rechts auf. Bei Fridingen gibt es einen Donaudurchbruch durch die Felsen. In Beuron gönnen wir uns eine weitere Pause in einem Biergarten. Nach einem Eiscafe geht es dann noch hinab zum sehr bekannten Kloster Beuron.
Danach erblicken wir jede Menge Burgen und Schösser. Nirgendwo sonst entlang der Donau gibt es davon so viele wie zwischen Donaueschingen und Sigmaringen. Dazu gehören unter anderen die mittelalterliche Burg Wildenstein und das Schloss Werenwag. Zudem haben die Felsen richtig spannende Namen wie Bischofsfelsen oder Glasträgerfelsen. Hier muss ich mal noch ein wenig nachlesen, was die Hintergründe dazu sind – sowas interessiert mich total!


Nach einem richtig steilen Anstieg nach Inzigkofen ging es dann hinunter nach Sigmaringen. Wir hatten uns dort eine Übernachtungsmöglichkeit vorab ausgeguckt in einem richtig schnuckeligen Gästehaus. Nach einer ausgiebigen Dusche, um die Muskeln zu lockern und das Sonnenschutz-Schweiß-Gemisch loszuwerden, sind die Eltern und ich in die Stadt gegangen. Das Schloss haben wir uns aufgrund der Uhrzeit nur von außen angesehen, es war dennoch ziemlich eindrucksvoll, was in den letzten Jahrhunderten auf dem Felsen oberhalb der Donau alles so gebaut wurde….



Kleine Empfehlung von uns: abends auf Schosshöhe zu essen ist wirklich wunderschön. Allerdings kann der Wind auch fies durch die kopfsteingepflasterten Gassen pusten und es wird dann auch schon mal eklig kalt. Idealerweise also auch an lauen Abenden eine Jacke dabei zu haben ist also nicht verkehrt…
Ich hatte mir die Bergkäsenockerl auf Pilzbett bestellt; dazu gab es einen Salat vom Buffet. Hier waren die auf Touristen ausgelegten Preise und Portionen leider deutlich erkennbar, während die Fleischgerichte meiner Eltern deutlich sättigender ausfielen. Geschmacklich war mein Essen jedoch wirklich topp!



Am zweiten Morgen klingelte der Wecker nicht so abartig früh – mit meinen Eltern traf ich mich um 7.00 Uhr zum Frühstück. Gegen 7.45 Uhr verließen wir Sigmaringen in Fahrtrichtung Osten. Die heutigen Tour war landschaftlich weniger abwechslungsreich, hauptsächlich ging es durch flache Wiesen Richtung Ulm. In Mengen ist wohl dienstags Markttag; wir statteten uns an einem Stand mit wirklich leckerem Käse aus und bei einer Bäckerei kauften wir uns dann Semmeln für eine spätere Rast.
Rund um Riedlingen gibt es wahnsinnig viele Störche- das letzte Mal sah ich 2009 im März in Spanien eine vergleichbare Anzahl. Wir verließen den Donauradweg, um gemütlich durch die historische Altstadt zu bummeln und etwas Pause zu machen. Hier finden sich viele mittelalterliche Fachwerkbauten im schwäbisch-fränkischen Stil. Auf der Alb wird die alamannische Fastnacht begannen und so findet sich an einem damaligen Kornspeicher sogar eine geschnitzte Narrenmaske im Fachwerk. Auf vielen Dächern kann man Storchennester finden und jetzt im Frühsommer sind auch die Jungvögel gut zu sehen.

Über Zwiefaltendorf ging es für uns dann wieder zurück auf den Donauradweg. Nach einem der steilsten Anstiege auf der gesamten Strecke [Steigung um die 20 %] wartete unsere wohlverdiente Pause auf uns. Wie auch in Tuttlingen konnten wir uns hier an einem Trinkwasserbrunnen versorgen. Das vermisse ich hier in Deutschland sehr – in Israel gibt es gefühlt überall diese Trinkwasserbrunnen, wo kostenfrei frisches Wasser für alle zur Verfügung steht.


Kurz nach dem oberschwäbischen Obermarchtal hatte ich dann eine kleine Panne in Form einer heruntergesprungenen Kette. War nicht so toll, da uns das in Summe etwa 30 Minuten kostete, wir konnten das aber gut beheben. Bei Ehingen haben wir dann wieder eine Alternativroute gewählt, da wir bei einer Brauerei dort Rast machen wollten. Doof, dass die ausgerechnet Dienstag ihren Ruhetag haben. Auch in Erbach war uns das Glück nicht ganz so hold, so mussten wir halt bei einer Bäckereikette eine Pause machen.
Das letzte Stück Donauradweg bis Ulm ist dann landschaftlich nicht wirklich schön, da es durch das Industriegebiet Donautal führt. Von dort kommt man dann recht unvermittelt – nachdem die Iller in die Donau gemündet ist – in Ulm am Fuße der Stadtmauer an. Durch die dichten Bäume ist zwischendurch bereits der Münsterturm schon mal zu erkennen, aber nun ist die gesamte Silhouette auf einmal gut im Blick.

Wir waren gegen 17.00 Uhr an der Donauwiese – links das Münster, rechts der Münsterturm. Nachdem wirklich tolles Wetter herrschte, war hier richtig viel los. Im Verlauf der mehr als 200 km Fahrtstrecke hatten wir hier den meisten Trubel. Fußgänger und Radfahrer teilen sich den schmalen Uferweg – die Radler auch noch in beide Richtungen, also flussauf- und -abwärts. Da ist auf den letzten Metern nochmal echt Vorsicht geboten! Ich war echt froh, dass ich die Wege aufgrund unzähliger Spaziergänge gut kenne und mittlerweile auch wieder echt sicher auf dem Fahrrad bin.

Die Tour hat mir richtig viel Spaß gemacht und ich hoffe, bald weitere Etappen entlang der Donau mit dem Rad zu entdecken. Auf dem Donauradweg herrscht total gemischtes Publikum – Genussradler wie wir, Familien, richtige Profis mit Zelt- und Tourenequipment…. Mittlerweile haben sich viele Übernachtungsbetriebe auf Radfahrer als Klientel eingestellt. Sowohl bei Restaurants als auch in vielen Orten können E-Bikes kostenfrei aufgeladen werden, und die Beschilderung ist meist wirklich herausragend [mein Urteil als „Newbie“ in Sachen Radfahren].
Noch vor der Pandemie hatte ich mir Packing Cubes gekauft. Dieses System hat sich auch für die Radtour als sehr hilfreich erwiesen. So war alles gut geordnet und selbst bei der kleinen Panne kam ich gut an die Handschuhe ran, ohne das alles auf dem Radweg rumflog. Ich werde diesen Sommer weiterhin das Radfahren für mich testen – mit einem Freund möchte ich nach Möglichkeit den Illerradweg fahren und vielleicht geht es für meine Eltern, mein Schwager und ich bald auch noch mit den Rädern über die schwäbische Alb nach Stuttgart. Wenn mir das weiterhin so viel Spaß macht wie jetzt, dann wird das Sparschwein für ein E-Bike geschlachtet werden…. trotz der ziemlich hohen Anschaffungskosten ist das im Verhältnis doch deutlich preiswerter als für jede kleine Besorgung das KFZ zu nutzen.
Dank der Motor-Unterstützung konnte selbst ich diese Tour echt gut bewältigen. Klar war es teilweise furchtbar anstrengend – die Haltung ist halt schon deutlich anders, als wenn ich den kompletten Arbeitstag am PC verbringe, mein Hintern tut mir auf dem Bürostuhl auch nicht weh und die ersten Schritte nach ungefähr 20 km fühlten sich an, als ob ein neugeborenes Giraffenbaby seine ersten Schritte in dieser Welt geht – aber ich habe so viel von meiner Heimat gesehen wie schon lange nicht mehr. Und das entschleunigt mich so sehr und befreit meinen Kopf – herrlich!
Viele Tipps und Beschreibungen gibt es unter anderem auf www.deutsche-donau.de. Dazu habe ich auch noch auf den Seiten der größeren Orte nachgeschaut, um einige Infos noch einmal nachzulesen… Dieser Artikel entstand ohne jeglichen Auftrag oder Bezahlung, sondern aus reiner Begeisterung heraus.