Archiv | 2. Juli 2021

Breitachklamm zwischen Oberstdorf und Kleinwalsertal [Wanderlust]

Werbung ohne Auftrag. An wirklich heißen Tagen wandern gehen zu wollen, ist schon eine Herausforderung. Ich hatte das ja am Grünten am eigenen Leib erlebt…. was also tun, denn mich zieht es unbändig nach draußen in die Natur? So eine Klamm, also eine tiefe Schlucht, in der ein Wildbach rauscht, ist da wirklich perfekt. Auf meinem Pinterest-Board Hiking/Wandern habe ich mittlerweile eine Vielzahl an Wanderzielen gesammelt und die Breitachklamm ist die tiefste Schlucht Mitteleuropas – Superlative finde ich persönlich immer ziemlich spannend…. mein Ziel steht fest!

Seit Ende Mai ist die Breitachklamm mit einem Corona-Hygiene-Konzept wieder für Besucher geöffnet. Normalerweise ist die Klamm sowohl von österreichischer als auch von deutscher Seite begehbar, momentan kann man die Klamm nur von der Talseite nahe Oberstdorf betreten und wandert dann hinauf zur Bergkasse im österreichischen Kleinwalsertal. Umkehren innerhalb der Klamm ist aktuell nicht möglich [Einbahnsystem] und auch mit Kinderwagen bzw. als Rollstuhlfahrer kann die Schucht aufgrund des Hygienekonzeptes nicht besucht werden.

Ich bin um 5:45 Uhr morgens nahe Ulm gestartet und war, da ich noch tanken musste, um 7:20 Uhr am Parkplatz Walserschanz in Österreich direkt hinter der Grenze. Von dort führt ein gut ausgeschilderter Weg hinab nach Tiefenbach an den Parkplatz der Talkasse/Haupteingang. Sowohl auf der Homepage als auch den Wegweisern wird die Strecke mit 1,5 h angegeben, in 1h 10 Minuten ist das jedoch problemlos zu bewältigen – ich habe jedoch auch bergab ein ganz gutes Tempo…. es war wunderschön, der Natur beim Aufwachen zuzusehen. Das, was da auf dem oberen Bild das Rubihorn, Gaisalphorn, Nebelhorn und Geißfuß so dunstig erscheinen lässt, ist tatsächlich Saharastaub, der mal wieder über das Mittelmeer nach Norden gepustet wurde. Fun fact: als Kind konnte ich das gar nicht glauben, wenn mein Papa erzählte, dass der Staub auf dem Auto aus der Wüste kommt. Das ist hier im südlichen Bayern aber gar nicht so selten….

Bitte lest Euch, bevor Ihr einen Ausflug zur Klamm plant, die aktuellen Vorgaben auf der Homepage der Klamm durch. Tickets können im Moment nur Online erworben werden. Zum einen können sich die Regeln aufgrund Corona immer mal wieder ändern, zum anderen wird je nach Witterung die Klamm auch mal kurzfristig gesperrt. An manchen Stellen [das könnt Ihr auf den Bildern teilweise ganz gut erkennen] sind die Felswände nämlich grade mal 2 m voneinander entfernt und die Breitach hat ein ziemlich großes Wassereinzugsgebiet. Während des großen Alpenhochwassers im August 2005 stand das Wasser teilweise mehr als 6 m höher als der Fußweg….

Gegen 8:30 Uhr am unteren Parkplatz eingetroffen, musste ich noch bis zur Öffnung der Klamm um 9:00 Uhr warten. Zeit genug, um in aller Ruhe meine mitgebrachte Brotzeit zu essen. Mit mir gemeinsam sind ungefähr 10 bis 15 weitere Personen auf die etwa 2,5 km Wanderung die Felsenschlucht hinauf gestartet. Ziemlich schnell haben sich die Menschen dann in ihrem eigenen Tempo und in ihren Gruppen dann auf den befestigten Wegen und Stegen in der Klamm verteilt. Ich selbst war ziemlich gemütlich unterwegs und habe die magische Atmosphäre zwischen den hohen Felswänden mit viel Grün genossen.

Während man immer höher hinauf läuft, lassen sich viele kleine Wasserfälle beobachten und an manchen Stellen ist das Wasserrauschen fast ohrenbetäubend. Je enger die Schlucht wird, desto kühler und feuchter wird die Luft. Bei strahlendem Sonnenschein und morgens schon deutlich über 20 °C ist das sehr sehr angenehm!

Bei der Anreise habe ich mal wieder BR2 eingeschaltet. Samstag morgens von 6:00 Uhr – 8:00 Uhr läuft hier die Sendung Rucksackradio. Die Musik selbst ist jetzt nicht sooo mein Fall, jedoch laufen hier wirklich tolle Beiträge zu Bergthemen und auch das Bergwetter ist ein hilfreiches Feature – in 3000 m Höhe hatte es an dem Samstag beispielsweise 8 °C… Besonders mag ich auch den BR2-Podcast Bergfreundinnen, bei dem drei Frauen jeden Monat ein Thema aus verschiedenen Blickwinkeln mit GesprächspartnerInnen beleuchtet. Sowas höre ich ja total gerne!

Bei der Klamm handelt es sich um eine relativ junge Schlucht, die im Laufe der letzten 10.000 Jahre nach der Würm-Eiszeit entstand. Ich bin sowohl von der Farbe des Wassers total fasziniert als auch von der Naturgewalt, die man vor allem an den Engstellen der Schlucht extrem spüren konnte. Nicht nur der Blick nach unten, sondern auch nach oben in mit Farnen und Bäumen in unendlichen Schattierungen von Grün entspannt mich sehr. Dennoch ist darauf zu achten, dass Stein- und im Winter auch Eisschlaggefahr herrschen. Man kann hier von Hochgebirgsverhältnissen ausgehen. Auf der Homepage der Breitachklamm gibt es die entsprechenden Sicherheitshinweise.

Eine gewisse Überwindung kostete es mich, wenn die Stege die Schlucht kreuzten. Gerade über den Wasserfall hinweg geht es fies nach unten. Ich habe ja eine gewisse Höhenangst, die ich mittlerweile aber immer besser in den Griff bekomme. Ich teste mich einfach immer wieder an meine eigenen Grenzen heran. Das mache ich am liebsten allein, damit ich niemanden ausbremse….

Guckt Euch mal die riesigen Felsbrocken an, die immer wieder in der Schlucht liegen. In den vergangenen Jahrzehnten, beispielsweise 1995 und 2005 gab es verschiedene Naturereignisse, die die Stege in der Klamm zerstörten und große Schäden anrichteten. In den Neunzigern gab es einen Felssturz, der den Fluss zu einem ungefähr 30 m hohen See aufstaute. Im folgenden März barst der Damm unter Einfluss des Schmelzwassers der umliegenden Berge und die Flutwelle riss alles mit sich. Im August 2005 dann gab es das berüchtigte Alpenhochwasser, welches mindestens 30 Todesopfer forderte. Auch hier in der Klamm führte es zu beträchtlichen Schäden. Das 2004 in Betrieb genommene Eingangsgebäude im Tal blieb jedoch verschont.

Auf dem Weg hinauf zum Parkplatz quert man auf einer kleinen Brücke die Grenze zwischen Deutschland und Österreich. Da die beiden Länder durch Schilder markiert werden, ist das ein beliebtes Fotomotiv, grade bei jüngeren Wanderern.