Viel, viel zu lange habe ich hier nichts mehr geschrieben…. in den letzten Monaten hat sich bei mir vieles getan. Einiges ist nun deutlich klarer als zuvor für mich, das meiste aber entwickelt sich gerade mehr oder weniger ziemlich erfolgreich vor sich hin.

Nachdem ich dank der Pandemie in den letzten Jahren mental ziemlich viel Struggle hatte, habe ich mich um Unterstützung bemüht. In den sozialen Medien habe ich mir tolle Netzwerke geschaffen, mit deren Hilfe ich Lösungswege für mich gefunden habe. Sonst wäre ich nie auf die Idee gekommen, mich auf die Warteliste der Ausbildungspraxis der Uni Ulm setzen zu lassen. Jedenfalls habe ich im September letzten Jahres dort eine Therapie begonnen. Im Rahmen der ersten Termine habe ich dann auch den Verdacht geäußert, AD[H]S zu haben. Einige Testungen und Termine bei einer darauf spezialisierten Praxis [dank Glück und der Online-Plattform Doctolib habe ich auch hier echt kurzfristig Termine erhalten] später hatte ich dann die Diagnose und mein Bauchgefühl hatte mich nicht getrogen. Ich bin so froh, jetzt endlich zu wissen, warum mein Hirn so speziell tickt….

Nach einem ausführlichen Gespräch mit der Assistenzärztin in der Praxis habe ich mich für eine medikamentöse Unterstützung entschieden und nehme nun 2x täglich ein entsprechendes Präparat. Mittlerweile nehme ich dieses seit vier Monaten, für mich war die Entscheidung absolut richtig! Nicht nur bin ich bei meinen täglichen Aufgaben deutlich fokussierter, auch Tasks wie Ordnung halten fallen mir gerade einigermaßen leicht. Da hab ich mir allerdings auch wieder in den sozialen Medien das ein oder andere abgeschaut. Stichwort: Bodydoubling. Mein Kopf braucht aber auch zusätzlichen Input. Bei TikTok habe ich viele Tricks angesehen, ausprobiert und zum Teil als für mich umsetzbar und in den Alltag integrierbar bewertet.
Die Technik, die ich mittlerweile seit über einem Monat anwende [und so lange war meine Wohnung noch nie so ordentlich!] ist eigentlich total simpel. Dafür werden nur ein Würfel, Stift und Papier benötigt. Je nachdem, wie viele Seiten der Würfel hat, werden Aufgaben notiert und nummeriert. Dann wird gewürfelt und die entsprechende Tätigkeit steht dann als nächstes zur Erledigung an. Früher hätte ich mir nur vorgenommen, z. B. das Wohnzimmer aufzuräumen. Megaaufgabe, zumindest in meinem Kopf. Jetzt splitte ich das eben in Babysteps und somit ist das deutlich besser zu bewältigen. Selbst wenn ich nur einen Teil der Aufgaben mache [die meisten dauern zwischen 5 und 15 Minuten], ist es besser als nichts. Tipp meiner Therapeutin war, nicht nur Tasks auf die Liste zu schreiben, sondern auch ein oder zwei tolle Sachen. Das kann dann sowas sein wie zu einem Lied zu tanzen, eine Kerze anzuzünden o. Ä. Ich finde es ja total befriedigend, die einzelnen Punkte abstreichen zu können. Dopamin etc. sind einfach tolle Hormone! Bei ADHS funktioniert das Gehirn einfach anders als bei neurotypischen Personen.