What’s up?

Schon wieder ein Monat rum… Zeit also, mal wieder was zum Thema AD[H]S zu schreiben. Ganz viele verschiedene Gedanken und Ideen hierzu hüpfen wie Eichhörnchen in meinem Kopf herum. Es gibt einige Punkte, die ich ins Schweinwerferlicht stellen könnte:

  • Ordnung
  • Zeitmanagement
  • Selbstfürsorge
  • Essen / Trinken
  • Objektpermanenz
  • Impulsivität
  • Anpassung & Masking
  • Spezialinteressen

Ich glaube, gerade der Themenbereich Impulsivität, Durchhaltevermögen und Sprunghaftigkeit ist für neurodivergente Menschen ziemlich anstrengend – zumindest mir persönlich geht es so. Für wie viele Themen ich mich schon mehr oder wenige kurze Zeit interessierte, kann ich nicht einmal in Ansätzen nachvollziehen.

Impulskontrolle bzw. die sogenannte Impulskontrollstörung ist ein wesentlicher Teil von AD[H]S. Dies kann sowohl positive als natürlich auch negative Auswirkungen im Leben der betroffenen Person haben:

Häufige ADHS Verhaltensweisen bei fehlender Impulskontrolle

Betroffene können eine Reihe von impulsiven Verhaltensweisen zeigen, die für die Impulsivität bei ADHS bekannt sind.

  1. Aussprechen, was gerade im Kopf ist: ADHS-Betroffene können sich nur schwer zurückhalten, Dinge zu sagen, die vielleicht unangemessen oder irrelevant sind, selbst wenn die Menschen um sie herum nicht daran interessiert sind, was sie zu sagen haben.
  2. Andere unterbrechen: Mit ADHS haben die meisten Erwachsenen und Kinder oft Schwierigkeiten, sich auf Gespräche zu konzentrieren. Dabei unterbrechen sie andere, wenn etwas anderes interessiert. Effektive Kommunikation ist für den Erfolg in jedem beruflichen Umfeld oder auch in der Schule unerlässlich.
  3. Voreilige Entscheidungen treffen: Impulsiv verhalten, kann auch zu überstürzten Entscheidungen führen. Jemand mit ADHS könnte eine Entscheidung treffen, ohne die Konsequenzen oder potenziellen Risiken zu bedenken, und damit negative Folgen in Kauf nehmen.
  4. Probleme mit dem Warten: Menschen mit ADHS haben oft Schwierigkeiten, auf Dinge zu warten, die sie sich wünschen, wie Essen, Spielzeug oder andere Belohnungen. Wutausbrüche und Aggressivität können die Folge sein, wenn die Erwartungen nicht erfüllt werden.

Die positive Seite der Impulsivität

Neben den Nachteilen, die sich zeigen können, wenn einem Impuls nachgegeben wird, gibt es auch eine positive Eigenschaft. Die Spontanität! Bei fehlender Impulskontrolle sind Betroffene eher bereit, zu reagieren.

  1. Aushelfen, wenn Hilfe benötigt wird: Betroffene mit ADHS werden oft als hilfsbereit angesehen, weil sie schnell und ohne viel nachzudenken, auf ein Bedürfnis reagieren können.
  2. Kreativität: Aufgrund ihrer spontanen Art sind Menschen mit ADHS oft kreativer und finden innovative Lösungen für Probleme.
  3. Wenn andere zögern, ist man bereit: Wenn andere zögern oder zaudern, ist man selber bereit sofort loszulegen. Das kann gerade im beruflichen Umfeld nützlich sein, in dem Entscheidungen getroffen und Aufgaben schnell erledigt werden müssen.
  4. Verantwortung übernehmen: Bei ADHS übernehmen Betroffene oft die Verantwortung für ihr Handeln, auch wenn sie Fehler machen. Das kann in jedem Team oder jeder Familie eine wertvolle Eigenschaft sein.
https://adhs-kompakt.de/adhs-impulskontrolle/

Ich bin ein sehr spontaner, jedoch auch sehr emotionaler Mensch. Vielen Entscheidungen treffe ich wirklich, ohne groß nachzudenken. Beispielsweise hat mich nach der letzten Therapiesitzung meine Therapeutin angesprochen, dass eine andere Klientin nicht mehr zu deren üblicher Zeit kommen kann. Ob ich deren Termin übernehmen wolle? Die Therapeutin hatte quasi noch nicht mal ausgesprochen, da habe ich bereits zugesagt. Erst im Nachgang fiel mir auf, dass das vielleicht nicht so klug war, aber nun ist es eben so… so geht es mir ganz häufig; manche Entscheidungen revidiere ich im Nachgang, andere nicht.

Jedoch können solche spontanen Entscheidungen durchaus richtig fiese Auswirkungen haben – Briefe, die nicht geöffnet werden, irgendwelche Impulskäufe, die die Wohnung verstopfen und das Konto irgendwann ins Minus bringen….

Genauso spontan war auch eine meinen Job betreffende Entscheidung vor ungefähr zwei Jahren. An einem anderen Standort unseres Unternehmens waren einige Kollegen aus verschiedenen Gründen ausgefallen. Mein damaliger Vorgesetzter hatte mit mir darüber gesprochen, dass er für insgesamt fünf Wochen jeweils zwei Mitarbeitende dorthin entsenden wolle. Ich habe ihm spontan zugesagt, vier der fünf Wochen nach Nürnberg zu gehen. So musste er nur noch sechs Arbeitswochen mit Personal abdecken und ich konnte trotz Pandemie mal wieder was anderes sehen… Win-win für beide Seiten!

Auch meine Kreativität, die allgemein als „cooles Feature“ von AD[H]S-Betroffenen bezeichnet wird, sehe ich als positiven Aspekt. Nicht nur im Freizeitbereich, wenn ich Scrapbooking/Memory keeping mache, nähe oder koche, sondern auch im Beruf. Da merke ich dann schon, dass mein Kopf anders tickt als bei neurotypischen Personen. An Problemstellungen gehe ich einfach anders heran als KollegInnen – ich werde selbst von Menschen, die schon seit Jahrzehnten in unserem Tätigkeitsfeld arbeiten – immer wieder um Hilfe gebeten, weil diese wissen, dass ich immer wieder gute Ideen und Lösungsansätze habe.

Dank Therapie und auch der intensiven Beschäftigung mit mir selbst in Form des Jahresprojektes One little Word schaffe ich es tatsächlich mittlerweile auch endlich, meine Emotionen besser zu regulieren. Früher war ich so oft wie ein Vulkan, angespannt und immer ganz kurz vor der Explosion. Irgendwie ist es mir inzwischen echt möglich, mich da etwas zu regulieren. Oft genug kommt mir zwar dennoch mein Sturkopf in den Weg, aber es ist echt schön, immer wieder auch Feedback von mir nahe stehenden Personen zu erhalten, dass ich mich positiv verändert habe [im Real life bin ich deutlich weniger offen in Sachen Neurodivergenz und Therapie als hier im „anonymen“ Internet, daher wissen nur wenige Menschen Bescheid, wie stark ich an mir arbeite….].

Durchhaltevermögen und Sprunghaftigkeit sind auch so Themen bei mir…. manche Sachen halte ich ewig durch, bin zäh und habe Biss. Bei anderen habe ich die Aufmerksamkeitsspanne eines Goldfisches; meine Gedanken hüpfen umher wie Eichhörnchen. Das ist für mich selbst echt auch nicht wirklich einfach und so manches Mal koste ich mich selbst den letzten Nerv. Nicht so toll.

Dieser Beitrag wurde am 1. Juli 2023, in Deep Shit veröffentlicht und mit verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.