What’s up?

So wie andere BloggerInnen einen Monatsrückblick machen, versuche ich mir selbst ein wenig Struktur zu verschaffen und am Monatsersten ein wenig über mein Leben mit AD[H]S und dem ganzen damit einhergehenden Struggle zu schreiben… ich bin mal gespannt, wie lange ich das durchhalte. Denn genau das ist für mich eines meiner größten „Probleme“ – die Sprunghaftigkeit meiner Interessen und Hobbies macht mir da durchaus zu schaffen.

Richtig gut fühlt sich etwas an, was sich tatsächlich in mein Verhalten eingeschlichen hat: letztes Jahr habe ich vielleicht zehnmal alkoholhaltige Getränke konsumiert, in 2023 noch gar nichts! Selbst, als ich mit meiner besten Freundin am letzten Wochenende in unserer Lieblingsbar war, um ihren neuen Job zu feiern, hatte ich kein Bedürfnis nach alkoholischen Cocktails, sondern habe mich an Virgin Drinks gehalten. Das fühlt sich für mich gar nicht nach Verzicht an, sondern mittlerweile ganz normal. Vor der Pandemie habe ich gerne Radler etc. getrunken – gerade, wenn wir alle in der Arena unser Basketballteam anfeuerten, war Alkohol eigentlich so gut wie immer mit von der Partie. Dann kam der Cut und das bisherige Leben war einfach weg… Alleine daheim sitzen und irgendwelche Drinks konsumieren fühlt sich gar nicht gut an für mich und so habe ich ab dem ersten Lockdown im März 2020 das ziemlich gestrichen. Klar war da durchaus auch mal das Bedürfnis nach einem Drink und dem habe ich auch nachgegeben, weil das nach einem Glas dann auch wieder gut war und zwischen den alkoholischen Getränken lagen oft Wochen. Für mich also ganz klar, dass ich keinerlei Gefahr laufen würde, in einen unguten Konsum abzurutschen und schräg hinter mir steht mein Barwagen, während ich diese Zeilen tippe. Die meisten Flaschen sind noch originalversiegelt und keine habe ich nach Sommer 2019 gekauft.

Warum schreibe ich das alles? Dank AD[H]S sowie einer weiteren chronischen Krankheit nehme ich täglich Medikamente. Dass das unter anderem die Leber beansprucht, dürfte hinreichend bekannt sein. Alkoholkonsum kann die Nebenwirkungen von Medikamenten deutlich verstärken und greift eben zusätzlich Organe wie Leber, Magen und Bauchspeicheldrüse an.

Eine der auffälligsten Begleiterscheinungen in Sachen AD[H]S ist beispielsweise die sogenannte Impulskontrollschwäche. Das kann sich völlig unterschiedlich darstellen: Stimmungsschwankungen, Impulskäufe, Alkoholkonsum – so bleibt es dann eben oftmals nicht bei einem Glas, sondern es wird bis zur Besinnungslosigkeit getrunken.

Gerade bei weiblich gelesenen Personen wird AD[H]S oft falsch, gar nicht oder viel zu spät diagnostiziert. Momentan könnte der Eindruck in den sozialen Medien gewonnen werden, dass es sich um eine „Modediagnose“ handelt. Jedoch stimmt dies meiner Meinung nach gar nicht. Zum Einen ist mittlerweile bekannt, dass AD[H]S nicht nur kleine Jungs betrifft, sondern auch erwachsene Menschen von den vielfältigen Ausprägungen betroffen sind, zum Anderen nutzt die Forschung wohl auch zwischenzeitlich andere Ansätze. Jedoch ist es so, dass Diagnostik- und Therapieplätze deutlich zu wenig für den enormen Bedarf sind. Eine Bekannte aus dem Großraum Stuttgart hatte die Diagnostik schlussendlich in Rheinland-Pfalz!

Dennoch lässt sich ADHS relativ zuverlässig feststellen und von altersgemäßem Benehmen unterscheiden. Dies ist von großer Bedeutung, da die Krankheit möglichst frühzeitig erkannt und behandelt werden sollte, unter anderem weil anscheinend ein Zusammenhang zwischen ADHS und anderen Erkrankungen besteht. Neben Angststörungen, Depressionen und der Entwicklung einer antisozialen Persönlichkeit, die gesellschaftliche Regeln missachtet, zählt hierzu die Sucht.

Pharmazeutische Zeitung

Instinktiv habe ich also genau den für mich richtigen Weg eingeschlagen und verzichte auf Alkohol. Laut dem oben zitierten Artikel besteht bei Personen mit AD[H]S ein bis zu viermal höheres Risiko, im Erwachsenenalter einen Substanzmissbrauch zu entwickeln als bei gesunden Menschen.